Im Juli 2012 ging es mal wieder auf Tour mit den Sportkameraden vom Ausgleichssport.
Dieses Jahr stand folgende Strecke auf dem Programm:
Ab Worms den Rhein entlang bis Heidesheim – St. Goar – Frankfurt
Termin und Teilnehmer:
Gefahren am 23. bis 25.Juli 2012
20 Radler vom Ausgleichssport TSV Berkheim + 1 Begleitfahrzeug
Wetter: Samstag angenehm, Sonntag bewölkt und Montag sonnig
Gesamtlänge:
Drei Etappen mit einer Gesamtlänge von ca. 270 km
Start und Ziel:
Busfahrt nach Worms
Rückfahrt mit Bus und Radanhänger ab Frankfurt
Schwierigkeitsgrad:
Die Streckenführung erfolgte auf Radwegen und am Tal Total Sonntag auf der Bundesstrasse am Rhein
Übernachtung:
Heidesheim am Rhein, Mainzer Hof
Tourbericht:
Am Sonntag, den 24.06.2012 hieß es zum 21. Mal Tal Total – das autofreie Rheintal. Entlang des Rheins wurden auf beiden Seiten 120 Kilometer Bundesstraße für den Autoverkehr gesperrt. Rund 70 000 Fahrradfahrer, Skater und Fußgänger waren am Sonntag bei Tal Total am Rhein zwischen Rüdesheim / Bingen und Koblenz unterwegs und die Ausgleichssportler waren mittendrin.
Die Anreise erfolgte am Samstag mit dem Bus nach Worms. Der Startpunkt war den Radlern bekannt, hier haben wir 2007 unsere Radausfahrt beendet. Die Fahrt führte entlang des Rheins vorbei an den Rheinterrassen zwischen Rhein und Reben. Der Tourismusverband verspricht: „Eine Luftpumpe ist hier wichtiger als eine Regenjacke. Denn nirgendwo sonst in Deutschland scheint die Sonne mehr als in Rheinhessen. Von den Hügeln und Höhen gegen das Eindringen kalter Winde geschützt, finden Sie hier die besten Voraussetzungen für beschwingte Radtouren entlang der Rheinterrassen“. Der Tipp mit der Luftpumpe war Gold wert, denn wieder mal gab es einen platten Reifen bei unserem Pannenkönig. Dank der schnellen und professionellen Hilfe des abteilungsinternen Pannendienstes konnten wir die Fahrt vorbei an den idyllischen Weindörfern wie Oppenheim und Nierstein trotzdem genießen. Aus Zeitgründen wurde die Oppenheimer „Unterwelt“, ein einzigartiges Kellerlabyrinth nicht besichtigt, es reichte aber zu einer kleinen Stadtrundfahrt. In Nierstein wurden wir schon im Weingut Buhl zur Mittagsrast erwartet. Über Nackenheim führte die Route weiter linksrheinisch nach Mainz. Dort feierte man an diesem Wochenende die Mainzer Johannisnacht, das Nonplusultra unter den Volksfesten am Rhein. Nach einem kleinen Stadtrundgang durch Buden, Stände und Bühnen radeln wir weiter entlang des Rheins über Mombach nach Heidesheim zum Hotel.
Der zweite Tag der Radausfahrt versprach 120 km autofreie Straßen und eine beeindruckende Landschaft im Weltkulturerbe Mittelrheintal. Die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal, im Norden undSüden durch die Städte Koblenz, Bingen und Rüdesheim begrenzt, findet sich seit Juni 2002 auf der Liste des Unesco-Welterbes. Zu den herausragenden Besonderheiten des Welterbes gehören die zahlreichen Burgen, Schlösser und Festungen auf den nur 65 Kilometern entlang des Rheins zwischen Bingen und Koblenz: Diese Burgendichte ist weltweit einmalig! Der Grund liegt in der Geschichte: Wegen seiner strategischen Lage und der einträglichen Zölle war das Mittelrheintal schon immer Zankapfel zahlreicher Herren.
Bevor wir in Ingelheim mit der Fähre auf die rechte Rheinseite wechselten gab es kurz nach dem Start eine folgenreiche und schmerzhafte Berührung mit einem Abgrenzungspfosten. Ein verletzter Oberschenkel und ein teilweise zerstörtes Fahrrad waren die Folgen. Wenige Kilometer vor Rüdesheim brach die angeknackste Schaltung dann voll ab. Das Serviceteam rund um Dieter zeigte ihr Können. Binnen 20 Minuten wurden aus einem 27 Gang-Rad ein 2 Gang-Rad gebaut. Chapeau vor dieser Leistung. In einer kleinen Schleife fuhren wir durch Rüdesheim. Der Ort zählt heute gemessen an seiner Einwohnerzahl zu den Orten mit den meisten Besuchern in Deutschland, Drosselgasse und charmante Altstadt mit den verwinkelten Gässchen und Fachwerkhäusern sei dank. Am Flussufer liegt die tausendjährige Brömserburg, in Sichtweite die Boosenburg. Im Norden der Stadt führt die Abtei St. Hildegard die Tradition der Mystikerin und Wissenschaftlerin Hildegard von Bingen fort. Weiter radelten wir auf der gesperrten Bundesstraße in Richtung Norden über Lorch, Kaub vorbei an der Loreley bis St. Goar. Dort setzten wir mit der Rheinfähre hinüber auf die linke Rheinseite. St. Goar liegt eingebettet zwischen Rheinufer und Berghang und verdankt seinen Namen dem Heiligen Goar, der sich hier um das Jahr 550 niederließ und eine christliche Herberge für Arme und Reisende gründete. Im 13. Jahrhundert erbauten die Grafen von Katzenelnbogen die Burg Rheinfels, die hoch über der Stadt thront. Oberwesel, die „Stadt der Türme und des Weins“ war bald erreicht. In der Stadt sind heute noch 16 von ursprünglich 21 Wehrtürmen entlang der Stadtmauer erhalten. Über die Stadt wacht die Schönburg aus dem 12. Jahrhundert. Im Restaurant zum Goldenen Pfropfenzieher legten wir in einem wunderschönen mit alten Kastanienbäumen gesäumten Bier(Wein)-garten eine Mittagsrast ein.
Die weiteren bezaubernden Orte entlang des oberen Mittelrheintals sind Bacharach, Niederrheinbach, Trechtingshausen. Schon kurz nach Trechtingshausen sieht man am rechten Rheinufer hoch über Bingen die Burg Klopp und wenig später mitten im Rhein den bekannten Bingener Mäuseturm. In Bingen überquerten wir die Nahe und fuhren weiter linksrheinisch durch wunderschönes Obst- und Weinbaugebiet zum Ausgangspunkt nach Heidesheim. Das Wetter wurde an diesem letzten Abschnitt etwas unbeständig, Wind und erste feine Schauer sorgten für einen hohen Schnitt. Das Hotel erreichten die Radler ohne die Regenklamotten anziehen zu müssen.
Am dritten und letzten Tag der Radausfahrt ging es zuerst wieder hinunter nach Ingelheim um mit der Fähre den Rhein zu überqueren. Der nächste bezaubernde Ort, diesmal wieder rechtsrheinisch war Oestrich-Winkel, bekannt durch den am Rhein stehenden Weinverladekran aus dem 18. Jahrhundert. Der weitere Radweg entlang des Rheins bis Eltville war gesäumt von mehreren hundert Graugänsen, die die Nacht zuvor auf dem Radweg verbracht haben müssen, entsprechend schlüpfrig war der Weg. Wir erreichten die Wein, Sekt und Rosenstadt Eltville die sich mit dem Prädikat „Älteste Stadt des Rheingaus“ schmückt. Eine kleine Stadtrundfahrt führte uns auch in die Kurfürstliche Burg mit Burghof, Burggraben und Amtsgarten inmitten prachtvoller Rosenbeete. Nach Biebrich, dem größten Stadtteil Wiesbadens war es nicht mehr weit. Wir erreichten das Schloss Biebrich, die barocke Residenz der Fürsten und späteren Herzöge von Nassau am Rheinufer gelegen. Im restaurierten Schloss ist unter anderem das Hessische Landesamt für Denkmalpflege untergebracht. Daneben dient es Repräsentationszwecken der Hessischen Landesregierung.
Bis zur Mainspitze fuhren wir noch durch das Industriegebiet in Amöneburg und Mainz-Kastell bis auf der anderen Rheinseite die prächtige Silhouette von Mainz auftauchte. An der Mainspitze verließen wir den Rhein um entlang des Mains in Richtung Frankfurt weiterzuradeln. Wir fuhren jetzt auf der Bonifatiusroute weiter. In Hochheim am Main verließen wir am Bonifatiusstein die Route um hinauf ins Zentrum des Ortes zu fahren. Hier gab es die erste und letzte Bergwertung der Tour. Satte 40 Höhenmeter galt es in kürzester Zeit zu überwinden. Hochheim hat eine bezaubernde Altstadt, die ausgehend von der erhöht liegenden Geländezunge mit ihrer Kirche ringförmig gewachsen ist. Erst nach der Niederlegung der Stadtmauer zu Beginn des 19. Jahrhunderts wuchs der Ort auch in die anderen Himmelsrichtungen. Nach einem kurzen Zwischenimbiss nahmen wir die letzten Kilometer in Richtung Frankfurt am Main unter die Pedale. Immer entlang des Mainufers fuhren wir bis zu den ersten Industrieanlagen in Frankfurt-Sindlingen. Über eine werkseigene Brücke der Höchstwerke wechselten wir zur rechten Mainseite und fuhren bis ins Zentrum entlang des Niederräder Ufers bis zur Untermainbrücke am Museumsufer. Die Einkehr in einer traditionellen „Äppelwoiwertschaft“, beim „Apfelwein Wagner“ in Sachsenhausen bildete einen gelungenen Abschluss der drei Tage.
Das Wetter spielte rund um mit, am letzten Tag waren sogar die Windstopper-Jacken zu warm. In Summe wurden 270 km zurückgelegt, Steigungen bis auf die Bergwertung am letzten Tag nicht spürbar. Böse Zungen behaupten, die Radausfahrt wurde altersgerecht ausgewählt. Dieser Behauptung möchten aber alle Teilnehmer widersprechen ;=)
Pannenstatistik:
- 1 platter Reifen (Wiederholungstäter)
- 1 abgerissener Schaltumwerfer
- 1 zerbrochener Schalthebel
Danke von uns allen an Günne für die Planung und Leitung der Radausfahrt und an Dieter für seine im aufopfernden Selbstversuch geleisteten Technikeinsätze. Uns hat es sehr gut gefallen.