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2010 Wanderung durch die Wutachschlucht

Wasser rauscht, Gischt stäubt durch eine nass glänzende Klamm, zieht an grün bemoosten Felswänden lange, in der Sonne glitzernde Fäden und springt munter von Stufe zu Stufe talwärts. Wutachschlucht, Schleifenbacher Wasserfällefälle, Lotenbachklamm, Rötenbachklamm und viele mehr sind Ziele für all jene, die es ans Wasser zieht, die gerne durch unergründliche Tobel steigen, dramatische Tallandschaften lieben, tosende Wasserfälle bestaunen wollen und sich für ein paar Tage aus dem Alltag ausklinken möchten.

Die Wanderer der Abteilung Ausgleichssport des TSV Berkheim sind diesem Ruf gefolgt und haben einen Teil des Schluchtensteigs quer durch den Südschwarzwald durchwandert. Am 07.05.2010 ging die Fahrt mit Bus und Bahn von Berkheim über Rottweil nach Blumberg-Zollhaus, einer Station der Sauschwänzlesbahn, einem technischen Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Der Bahnhof Zollhaus mit seinem historischen Reiterstellwerk von 1886 ist ein Genuss für alle Eisenbahnfreunde. Das Gebäude zog einen der Wanderer so in seinen Bann, dass er den Anschluss an die Gruppe verlor. Über Handynotruf wurde der verlorene Wanderer wieder in die Gruppe zurückgeführt. In Weizen stiegen die Wanderer in den Schluchtensteig ein, vorbei am futuristischen Verwaltungsgebäude der Firma STO-AG ging es über schmale, stellenweise ausgesetzte Pfade, vorbei an fast senkrechten Felsflanken bis zum Aussichtspunkt Wutachflühen. Trotz leicht diesigem Wetter war die Aussicht sehr gut, der leicht schneebedeckte Feldberg war deutlich zu erkennen, der Einblick ins tiefe Wutachtal war fantastisch. Vorher stärkte sich die Gruppe noch am Kiosk Wutachschlucht. Der Himmel war inzwischen aufgerissen und die ersten zaghaften Sonnenstrahlen sorgten für eine angenehme Wanderatmosphäre. Alle zogen ihre warmen Fleeze-Jacken aus, bis auf einen, der selbst bei +15° C noch Handschuhe trug. Der Blumberg zehrte nochmal an den Kräften. Der Schlussanstieg auf die Buchberghütte in 876 m Höhe auf dem tiefen und schweren Weg wurde mit einem herrlichen Panoramablick auf die zurück liegenden Flühen belohnt. Am Spätnachmittag war Blumberg erreicht, die Gruppe quartierte sich im Hotel Hirschen ein.

Am nächsten Tag führte der Weg bei Sonne und üppigen +18° C von Blumberg über Treppen und Leitern durch die kleine Schleifenbachschlucht mit seinem Wasserfall zurück zur Wutach. In Achdorf stießen die Wanderer wieder auf die Wutach. Für ein kurzes Stück ist das Tal hier wieder breit und nicht schluchtartig. In dem Abschnitt des Wutachtals haben sich wieder Biber angesiedelt. Am Sägewerk Wutachmühle legten wir eine Rast ein, bevor wir in die „klassische“ Wutachschlucht einstiegen. Die Landschaft ändert sich hier schlagartig. Das Tal schnürt sich zusammen, eng rücken steile Wald- und Felsflanken aneinander. An manchen Stellen bleibt für den Wanderweg nur noch ein schmaler Pfad zwischen senkrechter Felswand und reißendem Fluss. Der Weg durch die Schlucht führt ständig auf und ab was sich in der Gesamthöhenbilanz von über 2.900 gelaufenen Höhenmetern niederschlägt.

Der Begriff wildromantisch ist hier angebracht, hier gibt es noch eine unberührte Natur mit einer üppigen Flora und Fauna zu entdecken die auch uns fasziniert hat. Am Rastplatz Schurhammerhütte gab es ein Vesper mit Lagerfeuer. Auf dem Grill schmorte eine delikate polnische Bratwurst in chinesischem Darm die vor Fett nur so strotzte. Die Nachfrage nach dieser Delikatesse hielt sich dementsprechend in Grenzen. Kurz vor der Schattenmühle gab es die erste und einzige Schuhpanne zu vermelden. Die Sohle eines Wanderkameraden hatte genug davon ständig getreten zu werden und verweigerte den Dienst. Gemäß dem Motto „Dem Ingeniör isch nix zu schwör“ wurde die Sohle mit Tape und Kabelbinder an den Wanderstiefel förmlich angenagelt. Ausziehen war nur noch mit Hilfe eines Seitenschneiders möglich. So gerüstet waren die wenigen Kilometer zur Schattenmühle schnell durchwandert. In der neu renovierten Mühle kehrten wir vor dem Einstieg in unsere letzte Etappe ein. Eine der Bedienungen in Tracht und Bommelhut sorgte bei uns für einen kleinen Kulturschock, denn Peggy aus Sachsen fragte „Wos gann isch ihn’bringn“. Verkehrte Welt oder Globalisierung?

Vor uns lag die letzte kurze Etappe durch die Lotenbachklamm. Nur wenige hundert Meter sind es von der Schattenmühle bis zum Klammeingang. Ein paar Schritte später rauscht schon der erste Wasserfall durch die eng beieinander stehenden Felsen. Wurzelstufen und Leitern führen höher und bieten nach jeder Biegung eine neue Wasserfallstufe. Dies war ohne Zweifel das Sahnehäubchen auf der wunderschönen Tagesetappe. Der Wanderbus brachte uns nach Bonndorf ins Gasthaus zum Kranz. Claudia die Chefin des Hauses fragte uns beim Einchecken – Habt’s Wibber dabii ? – In unseren fragenden Blicken konnte Claudia sofort erkennen dass wir nix verstanden haben., die Erklärung folgte prompt. Die Frage bezog sich auf ein grösseres Zimmer, da Wibber laut Claudia immer mehr Platz benötigen als Männer. Wir haben das Zimmer trotzdem genommen und bezogen. Der Kranz ist ein urgemütliches traditionelles Gasthaus mit einer Mannschaft die ihren Beruf noch als Berufung sehen. Wir haben einen wunderschönen Abend mitten in der Gaststube verbracht. Von Anna, einem „Narresome“ der Bonndorfer Pflume-Schlucker wurden wir mit dem -Ich war dabei- Orden beschenkt. Gegen Mitternacht gab es noch von der Chefin persönlich geschmierte belegte Brote.

Der Wanderbus brachte die Gruppe am Sonntag Vormittag zurück zur Schattenmühle. Von dort führte ein steiler Anstieg hinauf in Richtung Räuberschlössle einer Ruine auf einem 80 Meter hohen Felsen direkt über einem der wildesten und eindrucksvollsten Schluchtabschnitte. Zwischen den Burgfelsen hindurch hat man einen beeindruckenden Blick hinunter zur Wutach. Der Weg ist gesäumt von bis zu 250 Jahre alten Tannen.Das ehemalige Flusskraftwerk Stallegg war schnell erreicht. Unter der nahen Ruine Stallegg donnert die Wutach mit ohrenbetäubendem Getöse über die Staustufe des Flusskraftwerks Stallegg, dem ältesten seiner Art in Baden, das von 1889 bis 1979 das fürstliche Schloss und die Brauerei Fürstenberg mit Strom versorgte. Vorbei an der aufgestauten Wutach ging es weiter bis zur Rötenbachmündung. Hier verließen wir das Wutachtal und wanderten hinein in das Rötenbachtal. Der Weg entlang der wilden und tiefen Schlucht führte immer wieder über Brücken und Stege bis sich das Tal allmählich weitete. Rötenbach unser Zielort war bald erreicht. Heimreise mit Bus und Bahn.

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