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2009 Schwäbische Alb – bis zum Kloster Weltenburg

1740 schrieb Matthias Claudius in einem Lied „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen …“. Über die Radausfahrt 2009 der Ausgleichssportler kann nicht nur etwas erzählt, es könnten Bücher gefüllt werden. In diesem Jahr überschlugen sich (leider) nicht nur die schönen Ereignisse der Fahrt. Die technischen Defekte verschiedenster Art waren noch locker wegzustecken, der folgenschwere Sturz eines Sportkameraden der in einem Krankenhausaufenthalt endete war dann doch nicht so leicht zu verdauen. Wir wünschen unserem Sportkameraden von dieser Stelle noch einmal alles Gute und eine schnelle Genesung.

Pünktlich wie immer machten sich in diesem Jahr 21 Radler vom Clauss-Hof in Richtung Osten auf. In Deizisau begann die oben erwähnte Pannenserie mit einem klassischen Abstieg über den Lenker der zum Glück mit einer Top-Haltungsnote fehlerfrei gestanden wurde. Der weitere Tourverlauf führte über Plochingen hinein in das Filstal in Richtung Göppingen, Süssen bis Donzdorf. In Donzdorf bogen wir ab in das Lautertal vorbei an Grünbach bis Lautertal-Weißenstein. Ab sofort stand Schieben auf dem Programm. An dem kurzen steilen Anstieg hinauf auf die Schwäbische Alb war an Fahren nicht zu denken. Selbst unsere Hardcore-Fahrer mussten entkräftet nach kurzer Strecke aufgeben. Wer glaubte nach den geschafften Höhenmetern „auf der Alb“ zu sein wurde eines Besseren belehrt denn erst noch musste der Kriegsburren umrundet und die nicht enden wollende Strasse nach Böhmenkirch erklommen werden. Die anschließende Mittagseinkehr im Lamm war mehr als verdient. Die Fahrt führte weiter über die Albhochfläche durch wunderschöne Trockentäler bis Heidenheim. Vor uns lag das Härtsfeld, eine Hochfläche der Schwäbischen Alb. Die Region liegt zwischen Aalen, Nördlingen, Heidenheim an der Brenz und Neresheim. Diese eher karge, gering besiedelte Hochfläche wurde durch schöne Täler und Waldgebiete bis Neresheim durchquert. Neresheim wirbt mit seiner Gastlichkeit zwischen Kloster und Wacholderheide. Die auf alamannischem Siedlungsgrund am Fuße des Ulrichsbergs gelegene ehemalige königlich-württembergische Oberamtsstadt wurde im Jahre 1095 erstmals urkundlich erwähnt. Wir besichtigten die spätbarocke Abteikirche der Benediktinerabtei und stärkten uns im Klosterkaffee für die letzte Etappe auf leicht abschüssigem Gelände nach Nördlingen. Kurz vor Nördlingen gab es den Super-Gau aller Pannen, einen Rahmenbruch. Zum Glück brach der Rahmen an einem Anstieg und nicht auf einer der häufigen Gefällstrecken. Jetzt erwies sich unser Begleitfahrzeug mal wieder als Retter in der Not. Rad und Fahrer konnten die letzten Kilometer bis Nördlingen im Auto zurücklegen. Werner, an Dich noch mal ein herzliches Dankeschön für Deine Dienste auf der Tour, wir können es uns nicht mehr ohne Begleitfahrzeug vorstellen. In Nördlingen übernachteten wir in der „Sonne“, direkt neben der 1427–1505 erbauten gotischen St.-Georgs-Kirche mit dem berühmten Wahrzeichen, dem rund 90 Meter hohen Kirchturm der Daniel genannt wird. Nördlingen liegt im Nördlinger Ries, dem Einschlagskrater eines Meteoriten, der vor 15 Millionen Jahren in die Alb eingeschlagen ist. Der Krater hat einen Durchmesser von 23 Kilometer; sein Rand ist ringsum als Hügelkette deutlich sichtbar.

Am nächsten Morgen ging die Fahrt nach einer Stadtrundfahrt auf den Rädern weiter durch die flache Rieslandschaft bis zur Fuchsienstadt Wemding. Wemding hat wie auch Nördlingen eine komplette mittelalterliche Stadtbefestigung um die historische Altstadt. Die Fuchsie findet man in Wemding häufiger als anderswo. Wo immer es geht, wird ihr in den städtischen Anlagen der Vorzug gegenüber anderen Blumen gegeben. Und das hat einen guten Grund: Sie erinnert durch ihren Namen an einen der großen Söhne Wemdings, den Botaniker Leonhart Fuchs. Eine Besonderheit ist die Fuchsienpyramide auf dem Marktplatz. Sie ist ca. 5 m hoch mit 140 Blumenkästen und insgesamt 800 Fuchsienpflanzen bepflanzt. Auf dem Wemdinger Eisplatz durften wir die Künste unseres mitgereisten „Kochs“ erleben. Manfred hatte doch tatsächlich einen halben Supermarkt dabei und überraschte uns mit feinen Häppchen, herzhaften Schnittchen und Gemüse. So gestärkt war es allen ein Leichtes die nächste Etappe über Monheim hinunter in das idyllische Altmühltal zu bewältigen. Eigentlich muss es lauten fast allen, denn das eigens aus Berkheim angelieferte Ersatzfahrrad für den Rahmenbruch erwies sich als etwas pannenanfällig. Nach Reifenpanne, Schaltproblemen und einem ausgerissenes Pedal musste Wolfgang endgültig die Tour beenden. Nächstes Ziel war der „Mittelpunkt des Naturparks Altmühltal „ die Barock-, Bischofs- und Universitätsstadt Eichstätt. Der Residenzplatz zählt zu den schönsten Plätzen Deutschlands. Es blieb ausreichend Zeit zur Besichtigung des Doms und einer anschließenden Stärkung, bevor wir uns zum letzten Teilstück dieser 105 km langen Tagesetappe nach Böhming bei Kipfenberg aufmachten. Im Gasthof „Römer-Castell“ bezogen wir Quartier.

Am dritten und letzten Tag der Radausfahrt stand eine lockere Etappe auf dem Programm. Die Fahrt durch das Altmühltal mit seiner herrlichen Flusslandschaft führte vorbei an vielen malerischen Orten. Ob Beilngries, Riedenburg oder Essing, über jeden Ort könnte man seitenweise schreiben. Das mittelalterlich anmutende Essing ist ein wahres Kleinod im Unteren Altmühltal. An die steil und zerklüftet aufragenden Felsen zwängt sich ein malerisches Häuserensemble, bewacht vom Bergfried der einstigen Burg Randeck. Eine Besonderheit des Ortes sind die beiden Holzbrücken. Die historische, denkmalgeschützte 46 m lange „Bruck“ mit ihrem Brückenturm und Europas längste Holzbrücke. Wie ein urzeitlicher Drache windet sie sich über die zum Main-Donau-Kanal ausgebaute Altmühl. Bis Kehlheim, dem Ziel unserer Radausfahrt war es nicht mehr weit. Wir erreichten bei sanften Sonnenschein die Schiffsanlegestelle an der Donau. Ca. 300 km haben wir in den drei Tagen abgeradelt, bis auf den ersten Tag, der leicht feucht war hatten wir trockenes Radelwetter bei knappen 20° C. In Kelheim stiegen wir auf das Schiff um und fuhren durch den Donaudurchbruch zum Kloster Weltenburg, direkt an der Donau gelegen. Zum Abschluss der Tour gab es eine zünftige Einkehr in der Brauereigaststätte. Wie immer wurden wir auch an dieser 15. Radausfahrt des Ausgleichssports durch einen Bus abgeholt. Einen besonderen Dank möchten wir noch unserem Guide Günter Werner für Planung und Führung der Tour aussprechen. Wir sind wie immer gespannt auf nächstes Jahr aber dann ohne eine solche heftige Pannenbilanz.

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